Du kennst sicherlich den Spruch „Zeit heilt alle Wunden“ – tut sie nicht. Dieser Satz erweckt den Glauben, dass nur genügend Gras über die Sache wachsen muss, bis sie dann irgendwann in Vergessenheit geraten ist. Doch irgendwie ist da dieses dumpfe Gefühl: „Irgendwas beschäftigt mich, irgendeine Energie zieht mich runter. Irgendetwas blockiert mich. Aber was?“ Kennst du diese Gedanken?
Was mit den Wunden wirklich passiert
Wir erleben Schmerz, Verletzung als etwas natürliches in einem materiellen Körper. Jeder kennt das. Und der „normale“ Weg ist es, den Schmerz durchzuleben und dann weiter zu gehen. Wenn der Schmerz jedoch zu stark ist und wir nicht die Ressourcen haben, diesen zu durchleben, macht das Körpersystem etwas Schlaues: Es friert gewisse Emotionen ein und speichert diese im Unterbewusstsein ab. Das, was als „zu viel“ bewertet wird, hängt dann in unserem System. Das nennt man Trauma. Typische Situationen sind plötzliche Schocks. Zum Beispiel ein „aus dem Leben gerissen werden“ oder auch „den Boden unter den Füßen wegreißen“ oder ein „nicht so behandelt und geliebt werden, wie man es verdient (was „normal“ wöre)“ oder aber eine Bewältigung als Kind um zu Überleben. Es gibt viele Erfahrungen, die Trauma erzeugen können. Diese Wunden werden in unserem Seelenfeld hinterlassen.
Heilung von Wunden
Und dann ist da dieses dumpfe Gefühl. Etwas, von dem du nicht weißt was es ist oder woher es kommt. Es beeinflusst dich, jeden Tag, in deiner Denk- und Fühlweise, in deiner Art zu Leben und mit deinen Mitmenschen umzugehen. Werden wir bewusst über die Gefühle, Gedanken und Handlungen können wir verstehen, wo diese Wunde ihren Ursprung hat (meistens in der Kindheit). Und wir können beginnen, aktiv etwas zu verändern. Das braucht Zeit, Liebe und Geduld, vor allem mit dir selbst.
Wenn dein Körpersystem sich sicher fühlt, kann es beginnen, die eingefrorenen Emotionen hochzuholen und nach und nach abzuweisen, durchzufühlen, abzuleben. Ich empfehle an dieser Stelle, dir professionelle Hilfe zu suchen, wenn du traumatische Belastungen mit dir trägst, denn das ist nicht einfach allein zu bewältigen und kann auch, wenn man nicht damit umzugehen weiß, nicht gut enden. Dieser Mensch hilft dir, Ressourcen aufzubauen und geht mit dir gemeinsam raus.
Ich stelle mir das manchmal wie ein Schlachtfeld vor – es wird dann endlich aufgeräumt, der Rasen neu genäht und die Wunden endlich versorgt, was bleibt ist eine Narbe, manchmal auf dem Körper, manchmal auf der Seele, doch ist alles, wirklich durchlebt, wird daraus deine Stärke.
Jahresabschlussritual
Es ist nicht Zeit, die die Wunden heilt, sondern unser Mut, unsere Erfahrungen voll und ganz zu durchleben. Das ist nicht nur im Traumabereich so. Das fängt schon im Kleinen an: Ist zB deine Beziehung im Streit auseinander gegangen und ihr habt nie wieder miteinander gesprochen? Oder liebst du jemanden, und der Mensch weiß nichts davon?
So frage ich dich heute: Wenn heute also dein letzter Tag wäre, was gäbe es für dich noch zu tun? Hast du noch etwas, das du schon lang mit dir rumträgst? Ein klärendes Gespräch? Etwas, das ungesagt blieb? Etwas, für das du um Verzeihung bitten magst? Dann tu es jetzt einfach. Als gäbe es kein Morgen. Lass nichts ungesagt/ungeklärt. Das reinigt deinen Innenraum. Räum die angestaute Energie in dir auf. Das setzt deine Kraft im Jetzt frei.
Wunden kennen keine Zeit. Und Gras drüber wachsen lassen bedeutet Verdrängung.
Nein, ZEIT heilt nicht die Wunden, DU heilst deine Wunden.
You are the medicine,
Aho
Deine Nuria Mona